Blog Post

Deutschlands nicht funktionierende Systeme

  • von Andrea Theile
  • 10 Mai, 2019

Blogparade zu den Themen Kindergarten, Schule und Altersheim

Als ich ein Kind war, habe ich mit meiner Oma zusammen jemanden in einem Altenheim besucht.
Schon als wir das Gebäude betraten, fühlte ich mich unwohl. Die Gänge waren leer und kahl und die Wände grau. Wir gingen in die obere Etage und betraten den Raum, in dem die Tante liegen sollte.
Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern. Dieses Gefühl der Fassungslosigkeit. Der Raum war relativ dunkel und genauso grau, wie der Flur. Und es standen mindestens 15 Betten darin. Vielleicht waren es auch mehr, gezählt hatte ich nicht. Meine Oma lotste mich da auch ziemlich schnell wieder heraus und ging zum Personal, um durchzusetzen, dass die Tante ein Zweibettzimmer bekam.
Die Tante bekam tatsächlich ein anderes Zimmer, doch dieses Gefühl ist bei mir geblieben.

Mir ist bewusst, dass es so etwas heute (hoffentlich) nicht mehr gibt. Trotzdem fühle ich mir sehr unwohl in diesen Gebäuden. 

Ich weiß, dass auch heute viele Altenheime nicht gerade einladend sind. Das Hauptproblem ist immer noch der Personalmangel. Also werden Systeme geschaffen, die mit wenig Personal funktionieren sollen. Doch Seniorenpflege ist mehr als Körperpflege. Und so leiden viele in ihren letzten Lebensjahren.

Auch im Kindergarten und in der Schule herrscht Personalmangel und die Systeme haben es längst nötig, überarbeitetet zu werden.

Ich werde Euch gleich zu allen drei Bereichen eigene Erfahrungen schildern. Doch erst einmal möchte ich Euch einladen, bei dieser ungewöhnlichen und besonders großen Blogparade mitzumachen.

Wie könnt Ihr bei der Blogparade mitmachen?

Dies ist keine "normale" Blogparade, das ahnt Ihr ja sicherlich schon. Etwas hier beizutragen, ist auf verschiedenen Wegen möglich:

1. Ihr schreibt einen eigenen Blogartikel:
  • Dafür könnt Ihr Euch aussuchen, ob es um Eure System-Erfahrungen im Kindergarten, in der Schule oder im Altenheim geht. Oder auch alles drei.
  • Bitte verlinkt auf Eurem Blog zu meiner Seite. Auch ich werde von hier aus einen Link zu Eurer Seite setzen.
  • Schreibt mir unten in die Kommentare oder persönlich, dass Ihr teilnehmt und vergesst nicht, Euren Link dazuzusetzen.
2. Ihr könnt unten in die Kommentare oder mir direkt per Mail Erlebnisse schreiben. Ich werde sie später in die entsprechenden Themenbereiche einsortieren.

3. Auch über Facebook und Twitter dürft Ihr Eure Erfahrungen schildern. Dabei spielt es keine Rolle, ob Ihr Eltern, Verwandte oder Mitarbeiter seid. Je mehr Seiten wir beleuchten, um so besser.

Die zeitliche Begrenzung ist der 15. Juli 2019. Das sind in etwa 2 Monate. Das bekommt Ihr doch hin, oder? Wenn nicht, dann einmal kurz den Finger heben.

Wo könnt Ihr Eure Beiträge lesen?

Ich werde alle Beiträge in die einzelnen Themenbereiche sortieren.

Blogbeiträge fasse ich kurz zusammen und setze Euren Link dazu.

Bei allen Beiträgen, nenne ich Euren Namen, solltet Ihr das nicht wollen, dann gebt Euch bitte einen Nicknamen.

Erfahrungen aus dem Kindergarten

Als mein jüngster Sohn in den Kindergarten kam, trat plötzlich ein gigantisches, scheinbar unlösbares Problem auf: Er mochte den Tee nicht.
Ich erklärte den Erziehern, dass er nur Wasser trinken würde und gegebenenfalls auch Milch.
Da, neben Tee, auch Milch vorhanden war, bekam er eben diese zu trinken. Doch dann kam der Sommer und wenn die Kinder draußen spielten, konnte keine Milch für ihn hingestellt werden. 

Ich schlug vor, dass sie Wasser kaufen könnten, andere würden es bestimmt auch mögen. "Nein, die anderen Kinder trinken das nicht", hieß es. "Sie können ihm auch Leitungswasser geben", schlug ich vor. Doch das ginge ja gar nicht, aus hygienischen Gründen.
Also brachte ich für meinen Sohn Wasserflaschen mit und beschriftete diese mit seinem Namen, damit die Erzieher sie nicht mit ihren eigenen Wasserflaschen verwechselten. 

Ohje, ich weiß, das klingt echt verrückt, doch so hatte es sich zugetragen.
Es dauerte einige Wochen, bis die Leiterin mir sagte, dass sie von nun an selbst die Flaschen für meinen Sohn kaufen würde. Und einige Monate später stand Wasser sogar für alle zur Verfügung.

Um auf das Thema Personalmangel anzusprechen, kann ich Euch noch etwas erzählen:
Mein Sohn gehört zu den Kindern, die nur sehr wenig Schlaf brauchen. Leider ist es in unserem Kindergarten so, dass alle Ganztagskinder schlafen müssen. Und ich meine mit "schlafen müssen", dass sie wirklich schlafen sollen.
Sie bekommen sogar eine Süßigkeit, wenn sie geschlafen haben. 

Dummerweise schläft mein Sohn fast immer ein. Manchmal braucht er etwas länger, aber er schafft es. Das Problem verschiebt sich auf unser zu Hause, denn er kann dann abends nicht einschlafen und hält seine Brüder wach, die am nächsten Tag zur Schule müssen.

Der Kindergarten ist ziemlich groß, mit vielen Räumen. Gerade für größere Kinder würde es sich dort anbieten, nur die Kinder schlafen zu lassen, die das brauchen. Das habe ich natürlich auch schon angesprochen, doch angeblich wäre alles so hellhörig, dass das nicht funktionieren würde. Wenn ich bedenke, wie weit Spielräume und Schlafraum auseinander liegen, müssten sie schon mit Paukenschlag kommen, um die Kinder zu wecken. 

Ich vermute, dass das Problem darin liegt, dass sie mehr Erzieher für diese Zeit einsetzen müssten und sie vielleicht keine Pause machen könnten.

Fehlerhaftes Schulsystem

Auch zur Schule kann ich Euch unzählige Geschichten erzählen:

So hatte zum Beispiel mein Sohn manchmal bis zu zwei Tage schulfrei, weil nicht genügend Lehrer da waren.
Lehrer griffen nicht bei prügelnden Kindern ein, weil sie befürchten, dass sie selbst eins auf die Nase bekommen.
Vom Förderverein gesponserte Spielsachen wurden den Kindern nicht zur Verfügung gestellt.
Nachteilsausgleich wurde nicht angewandt.
Kinder wurden vom Lehrer gedemütigt.
Mein Sohn könnte in Mathe getrost zwei Klassen höher und in Deutsch eine Klasse tiefer sein.

Und so weiter ... Bei drei Schulkindern könnte ich die Liste unendlich lang machen. Doch ich möchte viel lieber auf einige Systemfehler aufmerksam machen:

  • Wenn ein Kind in einem Fach gut und in einem anderen schlecht ist, in welche Klasse gehört es dann? Es wird das Mittelmaß genommen und das kann richtig nach hinten losgehen. Besser wären flexible Klassen, bei denen die Kinder in den einzelnen Fächern verschiedene Klassenstufen sein können. So etwas gibt es schon an einigen Schulen und gehört meiner Meinung nach in jede Schule.

  • Zensuren werden viel zu früh vergeben. Die Kinder werden auch dann geprüft, wenn sie das Thema nicht verstanden haben. Diese Zensur wirkt bis zum Zeugnis nach. Wenn die Note schlecht war, haben die Kinder keine Möglichkeit, ihr Wissen zu verbessern, weil es  mit dem nächsten Thema weiter gehen muss. Besser würde ich es finden, wenn die Kinder selbst bestimmen könnten, wann sie zu einem Thema geprüft werden. Nämlich dann, wenn sie das Gefühl haben, es verstanden zu haben. 

  • Kinder müssen lernen, lernen, lernen und zwar von einem theoretischen Text aus, direkt in den Kopf. Dummerweise funktioniert unser Gehirn so nicht. Wir lernen vor allem aus Erfahrungen. Das bedeutet: erleben, anfassen und etwas dabei fühlen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Erwachsene gerade mal 20 % ihres Schulwissens behalten haben. Was für eine extreme Verschwendung der Zeit. Dagegen können sich die Erwachsenen besonders gut an Klassenfahrten, Exkursionen und alles, was bei ihnen bestimmte Gefühle ausgelöst hatte, gut erinnern. Meiner Meinung nach sollte der Unterricht aktiv gestaltet und Fächer miteinander kombiniert werden. Kinder sollten mit Freude lernen.

Und am Ende - das Altenheim

Zum Altenheim habe ich mich schon geäußert, doch die Geschichte ist mindestens 30 Jahre alt. Vor einigen Jahren ist jedoch meine Oma gestorben und die Geschichte dazu, machte mich sehr traurig:

Meine Oma war eigentlich noch ziemlich gut drauf. Sie lebte in einer kleinen Wohnung direkt unter der Wohnung meines Vaters und seiner Frau. Sie ging alleine einkaufen, erledigte ihren Haushalt und kochte auch ihr Essen selbst. Wegen ihrer kaputten Hüfte benötigte sie ihre Krücke, die sie manchmal gesucht hatte, weil sie vergaß, wo sie diese abgestellt hatte. Ansonsten war sie auch geistig fit, rätselte sehr gern und schaute am liebsten "Wer wird Millionär".

Eines Tages stürzte sie und brach sich den Arm. Nun brauchte sie doch Hilfe. Da mein Vater und seine Frau Vollzeit Arbeiten gingen, konnten sie sie nicht unterstützen. Also gaben sie meine Oma in Kurzzeitpflege. Eine Woche später war sie tot. Sie hatte sich dort so unwohl gefühlt, dass sie das Essen verweigerte. Vielleicht hatte sie auch Sorge gehabt, dass sie für immer dort bleiben musste. So genau weiß ich das nicht, denn ich hatte leider keine Gelegenheit gehabt, noch einmal mit ihr zu sprechen.

Es betrifft nicht nur meine Oma. Ich erlebe immer wieder, dass die Senioren innerlich zusammensacken, wenn Sie in eine Pflegeeinrichtung müssen. Und ich kann es verstehen.
Letztens habe ich gesehen, wie die Mitarbeiter den alten Leuten einen Schaumstoffball zuwarfen. Ich dachte nur, dass ich mir sehr bescheuert vorkommen würde, wenn ich mit achtzig/neunzig Jahren Lebenserfahrung Fangeball mit anderen Erwachsenen spielen müsste. 
Eine Seniorin hatte mir erzählt, dass sie Malen-nach-Zahlen machen sollte und sich wie ein Kleinkind vorkam.

Ich finde, die alter Generation hat mehr verdient:
  • Anerkennung
  • Wertschätzung
  • das Gefühl, gebraucht zu werden
  • und vor allem Ziele auch im hohen Alter

Warum ich diese Blogparade erstelle

Zum einen möchte ich Euch zeigen, dass wir hier drei Einrichtungen haben, in denen Systeme herrschen, die nicht funktionieren. Am Ende kommt irgendwie nicht das heraus, was eigentlich gewünscht ist. Oder freut Ihr Euch etwa darauf, im Alter vor Euch hin zu vegetieren?

Ihr wollt auch im Alter glücklich sein.
Ihr wollt, dass Eure Kinder glücklich sind.
Ihr wollt, dass Eure Kinder und Enkelkinder Freude am Lernen haben.

Ich will das alles auch und habe mir etwas überlegt, bei dem ich Eure Unterstützung gebrauchen kann:

Das Gemeinschaftsdorf.

Hier sind alle drei Einrichtungen zusammengefasst und alles soll auch miteinander arbeiten und harmonieren. Durch das Miteinander wird weniger Personal benötigt. 
So können zum Beispiel Pflegekräfte sich wirklich auf die körperliche Pflege konzentrieren. Schaumstoffbälle werden von Kindern geworfen, das macht viel mehr Spaß. Die Senioren können mit den Kindern zusammensitzen und Bilder zeichnen, statt alleine Bilder auszumalen.
Die Senioren können nicht mehr richtig lesen? Dann lesen die Kinder ihnen etwas vor und werden gleichzeitig gefördert.
Geschichte ist langweilig? Nicht, wenn Senioren ihre eigene Story erzählen.
Und vielleicht können Senioren auch Nachhilfe geben und sich damit auch gebraucht fühlen.

Es gibt so viel, was man miteinander kombinieren kann und ich möchte es verwirklichten. Wie Ihr mir helfen könnt, erfahrt Ihr in meinem Artikel "Gemeinschaftsdorf".

Und wenn Ihr mir nicht helfen könnt oder wollt, dann berichtet anderen davon, damit wir Orte schaffen können, an denen jeder glücklich ist.

Ich danke Euch dafür!
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